Reh



Das Reh, zur Unterscheidung vom Sibirischen Reh auch Europäisches Reh genannt, ist die in Europa häufigste und kleinste Art der Hirsche. Als Trughirsch ist es näher mit Ren, Elch und dem amerikanischen Weißwedel-hirsch verwandt als mit dem in Mitteleuropa ebenfalls heimischen Rothirsch. Das Reh besiedelte ursprünglich Waldrandzonen und -lichtungen. Es hat sich aber erfolgreich eine Reihe sehr unterschiedlicher Habitate erschlossen und kommt mittlerweile auch in offener, fast deckungsloser Agrarsteppe vor. Aufgeschreckte Rehe suchen gewöhnlich mit wenigen, schnellen Sprüngen Schutz in Dickichten, es wird deswegen und auf Grund einiger morphologischer Merkmale dem sogenannten „Schlüpfertypus“ zugerechnet. Rehe sind Wiederkäuer und werden als Konzentratselektierer bezeichnet, da sie bevorzugt eiweißreiches Futter äsen. Während des Sommerhalbjahrs lebt das Reh überwiegend einzeln oder in kleinen Gruppen, bestehend aus einer Ricke und ihren Kitzen, im Winter bilden sich Sprünge, die meist mehr als drei oder vier Tiere umfassen. Rehe, die in der offenen Agrarlandschaft leben, bilden Sprünge von mehr als zwanzig Individuen. Das Europäische Reh kommt in fast ganz Europa sowie in Teilen Kleinasiens vor. Auf der Iberischen Halbinsel ist das Verbreitungsgebiet lückenhaft und auf Grund der klimatischen Gegebenheiten überwiegend auf Gebirge begrenzt. Rehe kommen unter anderem in den Pyrenäen, dem Kantabrischen und dem Iberischen Gebirge, den Montes de Toledo und in der Provinz Cádiz sowie in der Region um Málaga vor. Letzteres gehört zu den südlichsten Verbreitungsgebieten des Rehs. Die südliche Verbreitungsgrenze verläuft weiter über der Südspitze Italiens, das Reh kommt nicht auf Sizilien und den übrigen westlichen Mittelmeerinseln vor. Auf dem Peloponnes ist das Reh zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerottet worden, es ist aber noch am Olymp, auf der Chalkidike und einigen griechischen Inseln verbreitet. Zum Verbreitungsgebiet gehört außerdem der Norden Syriens, der Nordirak, Israel bis zum See Genezareth und Haifa sowie der Iran. Die Ostgrenze verläuft über Bulgarien und Rumänien, wo Rehe jeweils im gesamten Landesgebiet vorkommen, in nördlicher Richtung über Kropywnyzkyj, Dnipro, Borissoglebsk, Woronesch, Orjol, dem Westen Moskaus, dem Wolga-Stausee, dem Rybinsker Stausee, dem Westufer des Ladogasees entlang der Ostgrenze Finnlands. In Skandinavien liegt die nördliche Verbreitungsgrenze an der atlantischen Küste etwa am 65. Breitengrad, von den Ostseegebieten Schwedens zieht sich dann das Verbreitungsgebiet in einem schmalen Streifen östlich des Skandinavischen Gebirges bis hin zum Polarkreis. Auf Irland leben keine Rehe, dagegen ist das Reh in Schottland und Teilen Englands weit verbreitet.