Waldrapp

War der Waldrapp noch im 17. Jahrhundert in ganz Europa heimisch, so ist er heute nur noch in kleinen Restbeständen in Marokko und im Vorderen Orient verbreitet. Im Mittelalter jedoch war dieser ca. 75cm lange, schwarze Vogel mit dem langen, dünnen Schnabel noch im Alltag der Schweizer verankert: In der berühmten „Historia Animalium“ (Naturgeschichte) des Zürcher Stadtarztes Conrad Gessner (1555 herausgegeben) wird neben einer Beschreibung des Vogels auch erwähnt, wie „feinschmeckend zart“ dessen Fleisch sei. Tatsächlich sind in alten Kochbüchern auch einige Rezepte für die Zubereitung von Waldrappen zu finden. Weil die Waldrappe in Felsnischen oder auf Felsvorsprüngen in Kolonien von 30-400 Tieren brüten, war die Jagd auf sie ziemlich einfach. Vor allem Jungtiere sollen an Europas Fürstenhäusern in grosser Anzahl verspeist worden sein. Die Gründe, die zur Ausrottung dieser Vögel geführt haben sind vielfältig. Nebst der intensiven Bejagung mögen auch Veränderungen des Klimas sowie der landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethoden (z.B. Einsatz von Pestiziden) eine Rolle gespielt haben. Der Waldrapp besitzt ein breites Nahrungsspektrum: Von kleinen Wirbeltieren wie Amphibien, Eidechsen, Schlangen, kleinen Nagern und Vögeln bis hin zu Beeren, Wurzeln und Keimlingen. Für die Nahrungssuche stochert er mit seinem langen, krummen Schnabel tief im lockeren Erdreich. Heutzutage kommen in den Zoos der Welt mehr Waldrappküken zur Welt als in freier Wildbahn. Nur dank der Zucht dieser Vögel im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EPP) wird das Überleben dieser Art gesichert. An diesem Programm beteiligt sich auch der Natur- und Tierpark Goldau. Im Tierpark Goldau finden Sie die Waldrappen-Kolonie auf dem Rundgang in einer Voliere in der Nähe der Fischotteranlage.