Rajasthan 2010


24. Oktober 2010

Nachdem wir wie jedes Mal unser Gepäck schon am Vorabend eingecheckt haben stehen wir mit unseren Rucksäcken bewaffnet um 10.00 Uhr an der Bushaltestelle „Tüfi“ in Russikon um mit Bus und Bahn nach Zürich – Kloten zu fahren. Nach der Passkontrolle, die vermutlich in Folge von Personalmangel, über eine halbe Stunde gedauert hat, sind wir doch noch pünktlich an unserem Gate im Terminal 3 angekommen. Mit einer Verspätung von ca. 30 Minuten (Passkontrolle) sind wir dann in Richtung Indien abgeflogen. Nach gut acht Stunden Flug sind wir kurz vor Mitternacht in der indischen Hauptstadt Delhi angekommen. Innerhalb von kurzer Zeit haben wir die Einreiseformalitäten hinter uns gebracht, auch das Gepäck war nach zehn Minuten auch schon da, und schon standen wir am Ausgang des Flughafens und haben nach unserem Empfangskomitee Ausschau gehalten. Bei all den Leuten konnten wir dann doch eine Tafel mit unserem Namen entdecken. Wir wurden vom Vertreter des lokalen Veranstalters herzlich begrüsst und zu unserem Auto gebracht, wo wir auch unseren Fahrer für die nächsten 18 Tage kennengelernt haben. Vom Flughafen sind wir dann direkt in unser Hotel gefahren. Dabei konnten wir ein erstes Mal miterleben was es heisst in Indien Auto zu fahren. Nach der Ankunft im Hotel noch schnell das Programm vom nächsten Tag besprechen und nach einem Umweg über die Dusche sofort ins Bett, denn es ist in der Zwischenzeit schon halb drei Uhr in Delhi.
​25. Oktober 2010

Nach dem Frühstück sind wir dann von unserem Führer, der uns die nächsten 18 Tage durch Rajasthan begleiten wird, und unserem Fahrer, im Hotel abgeholt worden. Auf dem Programm stehen Heute der Besuch der grossen Moschee (Jama Masjid), Raj Ghat, India Gate, Rashtrapati Bhawan und Qutb Minar. Nach dieser Stadtrundfahrt sind wir gegen 15.00 Uhr zurück im Hotel. Nach dem Duschen legen wir uns bis zum Nachtessen hin und versuchen wenigstens einen Teil der Eindrücke zu verarbeiten.

 

Der Platz vor der Moschee bietet 20'000 Gläubigen platz zum beten

 
 


 

Das Grab von Mahatma Gandi

 

















India Gate

 
 

Qutb Minar

 






Quwat-ul Islam-Masjid


Dienstag, 26. Oktober 2010

Bevor wir nach Rajasthan fahren machen wir noch einen Besuch in Mandawa. Mandawa liegt im Bundesstaat Shekhawati und liegt an einer alten Karawannenroute. Die Handelshäuser, Haveli genannt, zeigen noch den Reichtum dieser Stadt als noch alles mit Kamelen auf  dem Landwege transportiert wurde. Durch die Eröffnung der Seehäfen in Mumbai und Kolkatta wurden die Karawannenrouten immer uninteresannter und die Händler aus Mandawa sind in die grossen Städte gezogen. Ein grosser Teil der Haveli in Mandawa ist leider am zerfallen. Einige wenige Besitzer versuchen die alten Häuser wieder in Stand zu stellen was auch in Indien mit sehr hohen Kosten verbunden ist. Zum Übernachten fahren wir ins Hotel Sara Vilas

 
  
  
 
  


Mittwoch, 27. Oktober 2010

Von Mandawa fahren wir durch die Wüste Thar bis in die Stadt Bikaner. Mag Bikaner auch nicht zu den schönsten Städten Rajasthans gehören – der Stadtpalast ist zweifelsohne einer der schönsten überhaupt. Zwei besondere Merkmale unterscheidet das Fort von den meisten anderen Palästen Rajasthans: Es liegt weder erhöht auf einem Bergrücken oder Felsplateau, noch war die Anlage Ausgangspunkt für die sich daran ansiedelnde Stadt, denn sie wurde erst über 100 Jahre nach der Stadtgründung erbaut. Diese Festung wurde nie eingenommen! Zwischen 1588 und 1593 ließ Rai Singh das Fort anstelle von Bikas Lehmfestung erbauen. Mit seinem 120 m tiefen Brunnen und Vorratskellern ist es ein „Selbstversorgungs-Fort“. Über Jahrhunderte setzten die Herrscher in aller Ruhe neue Paläste in den 986 m langen Mauerring. JunagarhFort  wurde unvergleichbar in seiner Pracht. 37 Paläste, Pavillons und Tempel hat man gezählt.

 
 
 
 
 

Vor hier hat der Maharaja sein Reich regiert

 

In einem großen, sorgfältig bewässerten Gartengelände im Norden der Stadt steht der Lallgarh Palace-Komplex der Maharaja-Familie. Im Sonnenlicht glänzt der Sandstein manchmal erdbeerrot. Hauptteil der vergleichsweise riesigen Anlage ist der prächtige Laxmi-Niwas-Palast. Laxmi Nlwas und Lallgarh haben für Touristen den Vorzug, dass sie nicht um 17 Uhr von den Wärtern hinausgebeten werden, sondern über Nacht bleiben können – als Hotelgäste. Der Laxmi-Niwas-Teil diente den Fürstlichkeiten noch bis vor einigen Jahren als Privatquartier, bevor er mit all seiner kostbaren Ausstattung auch noch zum Hotel wurde. Geschnitzte Holzdecken, vergoldete Ornamente an Wänden und Pfeilern, Kronleuchter aus blauem Glas im Restaurant, überreich verzierte Möbel und eine Fülle von Jagdtrophäen könnten im Laxmi Niwas Maharajaträume wachrufen. Für Hotelgäste und auch Besucher von außerhalb werden zum Dinner die Tische in einem der Innenhöfe gedeckt, man speist bei Musik, Tanzvorführung und Feuerschluckern im romantischen Licht der Öllampen.

 
 

Kamelzuchtfarm.

Die knapp 10 km nördlich von Bikaner gelegene, staatliche Kamelfarm ist die einzige ihrer Art in ganz Asien und führt die Tradition des legendären Kamelkorps Ganga Rissala fort, mit dem Maharaja Ganga Singh im Ersten Weltkrieg an der Seite der Engländer gegen die Türken kämpfte. Auch heute noch werden Kamele für die Einheit der Border Security Force gezüchtet, doch vornehmlich kommen die Wüstentiere bei Paraden und Filmaufnahmen zum Einsatz.

 
 

Zum Abschluss des heutigen Tages wollen wir die letztes Jahr in Äthiopien eingeführte Tradition des Reitens (damals auf Maultieren) fortführen und so sind wir bei Sonnenuntergang auf unseren zwei Wüstenschiffen in die Wüste Thar geritten.

 


Donnerstag, 28. Oktober 2010

Bevor wir heute durch die Wüste Thar weiter nach Jaisalmer der goldenen Stadt fahren, Besuchen wir den 36 km ausserhalb von Bikaner gelegenen Ratten-Tempel. Es ist einer der bizzarsten Tempel Nordindiens.

 

Abscheu und Neugierde zugleich sind wohl die beherrschenden Gefühle beim Gang durch die sehr schöne, von Maharaja Ganga Singh gestiftete, silberbeschlagene Eingangstür. Ein ekelerregender Gestank und tausendfaches Gequieke beherrschen das Innere des einer Inkarnation der Göttin Durga geweihten Tempels.

 

Hervorgerufen wird diese wenig einladende Atmosphäre von Tausenden von Ratten und Mäusen, die im Tempelkomplex verehrt und gefüttert werden.

 

Als besonders glücksverheißend gilt der Anblick der äußerst seltenen weissen Ratten. Manche Reisende finden einen Ausflug interessant, andere weniger.  

 

Der Jain-Tempel von Bikaner stellt eine Besonderheit dar. Ungleich allen anderen bekannten Jain-Tempeln besitzt er keine plastische Ausschmückung, keine Skulpturen. Er ist im Inneren jedoch, ähnlich den Miniaturen in Bundi, mit , fantastischen, ausgezeichnet erhaltenen Aufputzmalereien geschmückt. Auch kann der „Turm“ bestiegen werden, was ebenfalls ungewöhnlich ist.

 
 
 
 

Nach all diesen Besichtigungen fahren wir nun weiter nach Jaisalmer. Es ist ein eindrückliches Erlebnis, wenn die gewaltigen Mauern der Karawannenstadt am Horizont auftauchen.











Freitag, 29. Oktober 2010

Goldene Stadt, Traum aus Tausendundeiner Nacht, - solche und ähnliche Vergleiche werden immer wieder bemüht, um den unvergleichlichen Charme dieser inmitten der Wüste Thar weitab der nächsten größeren Ansiedlung gelegenen Stadt zu beschreiben. Tatsächlich fällt es schwer, beim Anblick dieser uralten Karawanenstadt nicht ins Schwärmen zu geraten. Wie eine Fata Morgana erhebt sich das auf einem achtzig Meter hohen Felsen gelegene und von einer mit 99 Wehrtürmen versehenen Mauer umgebene Fort aus der hitzeflimmernden Wüste.

Nun aber auch am heutigen Tag alles der Reihe nach. Als erstes besuchen wir Gadi Sagar. Etwa einen Kilometer südöstlich der Stadt liegt dieser 1367 zur Wasserversorgung angelegte See. In seiner Mitte steht ein hübscher kleiner Pavillon, und speziell frühmorgens bietet dieser von vielen Tempeln umstandene See ein idyllisches Bild.

 
 

Das mächtige, sehr hübsche Eingangstor, welches die kleine Straße zum See überspannt, soll ursprünglich von einer in Jaisalmer geborenen Konkubine während einer ihrer alljährlichen Pilgerreisen erbaut worden sein. Da jedoch auch Angehörige des Hofes den See regelmäßig zu ihren Opferhandlungen aufsuchten und das Passieren des Tores als Schande empfanden, sollte es abgerissen werden. Daraufhin ließ die Konkubine ein Götterbild am Tor anbringen und funktionierte es so zu einem Heiligtum um, das natürlich nicht abgerissen werden konnte. Forthin mussten sich die Hoheiten gezwungenermaßen einen anderen Zugang zum See suchen.

 

Im Gegensatz zu allen anderen Festungsanlagen Rajasthans beherbergte das auf dem 500 m langen und 120 m breiten Trikuta-Felsen gelegene Fort zunächst nicht nur den Herrscherpalast, sondern auch alle weiteren Wohn- und Geschäftshäuser der Stadt.

 

Erst Anfang des 17. Jh., als der Platz innerhalb des Forts erschöpft war, mussten sich neuansiedelnde Bürger ihre Häuser unterhalb des Forts errichten. Der damals in Jaisalmer herrschende Wohlstand zog schnell viele Handelsleute in die entlegene Wüstenstadt, sodass diese Neustadt bald  grösser war als der ursprüngliche Ort.

 

Besonders deutlich wird der Platzmangel bei den fünf Jain-Tempeln, die von den in Jaisalmer stark vertretenen Jains zwischen dem 14. Und 16. Jh. erbaut wurden. Die Tempel sind derart ineinander verschachtelt, dass sie wie ein einziges Bauwerk wirken. Wie so oft bei Jain-Heiligtümern zeichnen sich auch diese durch ihre ungemein reiche Ornamentierung aus. Blumenornamente, Tänzerinnen, Liebespaare und Tiere bedecken Säulen, Wände und Decken. In den Nischen des Korridors, der das Tempelinnere umgibt, sitzen unzählige, immer gleich aussehende Tirthankaras.

Jaisalmer ist ein einziges Freilichtmuseum voller Lebensfülle und exotischer Eindrücke. An jeder Straßenecke bieten sich dem Besucher neue unvervechselbare Motive, und er weiß gar nicht, wo er zuerst hinschauen soll. Dennoch stellen die von reichen Geschäftsleuten erbauten Wohn- und Geschäftshäuser (Haveli) die eigentliche Kostbarkeit Jaisalmers dar. Es gibt diese Havelis zwar auch in anderen Orten Rajasthans, vor allem in der Shekhawati-Region, doch nirgendwo sonst sind sie so betörend schön wie in Jaisalmer. Im weichen und damit leicht zu bearbeitenden Sandstein Jaisalmers haben die muslimischen Handwerker wahre Wunderwerke filigraner Baukunst hervorgebracht, und man muss schon zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich tatsächlich m Steinmetzarbeiten und nicht um Holzschnitzkunst handelt.

Sanddünen bis zum Horizont, in goldenes Licht gehüllt vom Schein der untergehenden Sonne – wer diesem Wüsten-Klischee frönen will, der muss sich zu den 42 km südwestlich von Jaisalmer gelegenen Sam Sand Dunes aufmachen. Allerdings sollte man sich vorher darüber im Klaren sein, dass Hunderte anderer Touristen den gleichen Wunsch haben. Dementsprechend marktschreierisch geht es dort zu: Aufdringliche Kameltreiber sind zugegen, die einen unbedingt zum Ritt in den Sonnenuntergang überreden wollen, Musiker, die um die Wette fiedeln und singen, sowie Verkäufer, die alles – von traditioneller Kleidung über Musikinstrumente bis zur Miniaturmalerei – verkaufen wollen. Da muss man schon weit laufen, um sich dem jahrmarktähnlichen TrubeI zu entziehen.


Samstag, 30. Oktober 2010

Jodhpur, zweitgrösste Stadt Rajasthans. Wie ein Adlerhorst krallt sich das Fort Meherangarh auf dem Felsen über der Stadt fest. Meistens nähert man sich dem Fort , das selbst im festungsreichen Rajasthan einzigartig in seiner imponierenden mächtigen Gestalt ist (mit bis zu 36 m hohen Mauern), von der nördlichen Ecke des Felsens. Denn hier führt eine Straße hinauf. Das Tor vor ihnen wirkt abweisend, im Durchgehen erkennt man, dass es tatsächlich schon öfters Feinden standhalten musste. Kanonenkugeln haben ihre Spuren im Lakkan-Pol hinterlassen.   Der Eingang zum Fort führt nicht geradeaus ins Innere, sondern in engen Winkeln, auch das war eine Abwehrmaßnahme gegen Kriegselefanten, die sich nicht so schnell umwenden konnten.

Neben dem Waffenmuseum sind in einem großen Saal silberbeschlagene Howdahs, Elefantensitze, ausgestellt, auf deren Samtkissen sich die königlichen Hoheiten durch die Gegend tragen ließen. Auch Sänften, die von Männern getragen wurden, sind da, die für Damen haben seidene Vorhänge, ein kleiner Spalt im Vorhang bedeutete einen großen Skandal! Sogar auf langen Reisen wurden diese Sänften benutzt. Elefantensitze und Sänften wurden auch als Staatsgeschenke zu feierlichen Anlässen vergeben, die Mogulsultane ehrten so die Maharajas.

 
 

Jaswant Thada. Wer der vom Fort in die Stadt führenden Straße folgt, erreicht nach wenigen Hundert Metern eine Abzweigung nach links, die zum Grabmal des 1895 verstorbenen Maharajas Jaswant Singh II. und aller weiteren nach ihm verstorbenen Herrscher von Jodhpur führt. Die leuchtend weissen Marmorpavillons wecken eher Assoziationen an einen Palast denn an eine Grabstätte und bieten zudem ein hervorragendes Fotomotiv mit dem Meherangarh Fort im Hintergrund.

 
 
Sonntag, 31. Oktober 2010

Vor der Weiterreise nach Mount Abu machen wir am Morgen noch einen Einkaufsbummel durch Jodhpur. Da wir sehr früh unterwegs sind, sind noch nicht viele Leute unterwegs. Am späteren Vormittag machen wir uns dann auf den Weg, denn mit sechs bis acht Stunden Fahrt haben wir noch einiges vor uns.
 
 

Nach der Ankunft richten wir uns in unserem Zimmer im ehemaligen Sommerpalast des Maharajas vom Bikaner ein. Der Palast ist immer noch im Besitz der ehemaligen Herscherfamilie und das Hotel wird auch vom Schwiegersohn des Maharajas geführt.

 


Montag, 1. November 2010

Am späteren Vormittag besuchen wir dann die Tempelanlage von Dilvara. „Ein Traum in Marmor“ sind die JainTempel im fünf Kilometer nordöstlich von Mount Abu gelegenen Dilwara einmal euphorisch und treffend zugleich genannt worden. Doch wer nach einer hübschen Wanderung schließlich am Tempelgelände anlangt, mag zunächst ein wenig enttäuscht zu sein, weist doch von außen wenig auf die angebliche Pracht des Ortes hin. Eher versteckt zwischen Felsenhügeln und Mango Hainen liegen die insgesamt vier Tempel, und auch ihre Fassaden wirken recht schmucklos.

 

Umso überwältigender ist dann allerdings der Eindruck im Inneren des Vimala-Tempels, des ältesten und bedeutendsten der Tempelgruppe. Man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll, so überreich sind die Wände, Säulen, Dächer und Arkaden mit kunstvoll aus dem weiß schimmernden, scheinbar durchsichtigen Marmor gehauenen Figuren besetzt

 

Derart fein sind die Musikanten, vollbusigen Tänzerinnen und Göttergestalten in ihren eleganten Körperhaltungen aus dem Marmor gemeißelt, dass man meint, sie würden schweben. Wenn man dann noch die beinahe jeden Ast und jedes Blatt in all seinen Feinheiten erfassenden Blumen- und Blütenmotive sieht, die sich um die einzelnen figürlichen Darstellungen ranken, kann man ermessen, warum 2.700 Arbeiter und Kunsthandwerker 14 Jahre benötigten, um dieses einmalige Kunstwerk zu erstellen.

 

Angeblich soll der Bauherr, ein Minister des Königs von Gujarat, nach der Fertigstellung des Tempels im Jahre 1031 so beglückt gewesen sein, dass er die Handwerker mit Silber entsprechend dem Gewicht des während der Bauarbeiten angefallenen Staubes entlohnte.Die beiden benachbarten Tempel, 200 Jahre später entstanden, folgten, von kleinen Abweichungen abgesehen, ihrem Vorbild. Nur der vierte, im 16. Jh. als letzter hinzugefügte Chaumukh-Tempel unterscheidet sich deutlich von den drei anderen, reicht jedoch auch bei weitem nicht an deren Niveau heran. 

 
 
 


Dienstag, 2. November 2010

Auf dem Weg nach Udaipur besuchen wir die Tempelanlage von Ranakpur. Zusammen mit dem Dilwara-Tempel in Mount Abu gehören die Tempel von Ranakpur zum schönsten, was die Jain-Kunst je hervorgebracht hat und damit zu den beeindruckendsten Sakralbauten Nordindiens. Bereits der erste Eindruck der Marmorbauten vor der Bergkulisse, zusammen mit den großen schatten- spendenden Bäumen, den lilafarbenen Bougainvilleas, den frechen Affen und den umher- stolzierenden Pfauen, nimmt einen sofort für den Ort ein. Verglichen mit den 200 Jahre früher entstandenen Tempeln von Dilwara bei Mount Abu wirkt der im 15. Jh. nach 60-jähriger Bauzeit fertig gestellte Haupttempel wesentlich größer. Hierin spiegelt sich die veränderte machtpolitische Situation unter dem Mitte des 15. Jh. Regierenden Rana Kumbha wieder. Nachdem der muslimische Bildersturm, dem so viele hinduistische und jainistische Heiligtümer ja zum Opfer gefallen waren, Ende des 14. Jh. abflaute und das Reich Rana Kumbhas mit der Hauptstadt Chittorgarh auf dem Höhepunkt seiner Macht stand, besann man sich auf die alte Stärke. Dieses neue Selbstbewusstsein äußert sich in der Monumentalität der Tempel von Ranakpur, die nicht zuletzt auch die Größe und Macht Rana Kumbhas symbolisieren sollen. Der bedeutendste Tempel des von einer Mauer umschlossenen Komplexes ist der dem Ersten Furtbereiter der Jains, Adinath, gewidmete ChaumukhTempel. Da er an einem westlichen Hügelhang liegt, wurde der Sockel unter dem westlichen  Haupteingang deutlich erhöht. Den Türschwellen mit ihren böse Geister abwehrenden Dämonenmasken (kirthimukhas) sind ebenso wie in Dilwara halbrunde „Teppiche“ zur Reinigung der Seele von negativen Eigenschaften vorgelagert. Daneben sind die bei allen Jain-Heiligtümern im Eingangsbereich zu findenden Muschelhörner zu sehen, deren Klang als heilig gilt und der Silbe „Om“ besonders nahe kommen soll. Ebenso wie bei der Anlage von Dilwara fasziniert die überwältigende Vielfalt an ungemein detailgenau gemeißelten Skulpturen. Jeder Zentimeter scheint mit grazilen Tänzerinnen, Göttern, Tieren und Blumenmotiven verziert zu sein. Diese vitale Lebensfreude bildet einen spannungsreichen Kontrast zu den scheinbar weltentrückt in den jeweiligen Nischen sitzenden Jain-Figuren mit ihren gespenstisch silbrigen Augen. Von den insgesamt 1.444 vom Sockel bis zur Spitze ornamentierten Marmorsäulen, auf denen die 29 Dächer der Tempelhallen ruhen, gleicht keine der anderen.

 

Gegen Abend erreichen wir dann endlich Udaipur. In Udaipur und Umgebung wurden zahlreiche bekannte Filme gedreht. (Der Tiger von Eschnapur, Im Hotel Lake Palace einige Szenen zu James Bond 007 Octopussy). Bilder von unserem Hotel folgen












Mittwoch 3. November 2010

Am Vormittag besuchen wir den Stadtpalast, den Jagdish-Tempel und den Saheliyon-ki-Bari. Die wahren Ausmasse dieses größten Palastes Rajasthans lassen sich nur von der Seeseite erkennen. Über einen Zeitraum von vier Jahrhunderten verwirklichten hier die verschiedenen Herrschergenerationen ihre von oftmals recht unterschiedlichen Stilepochen beeinflussten Wohn- und Repräsentationsbauten. So entstand am östlichen Ufer des Pichola-Sees ein langgestreckter Palastkomplex, der eigentlich aus vier Hauptpalästen und vielen kleinen Zusatzgebäuden besteht. Nur für sich genommen wirkt der Palast im Grunde wenig attraktiv, doch durch seine pittoreske Hanglage über dem Pichola-See und das zarte Weiß seiner Wände, die sich harmonisch in die umgebende Altstadt einfügen, entsteht ein äußerst harmonischer Gesamteindruck. Mit seinen 32 steil ansteigenden, oben von zwei Elefanten flankierten Treppenstufen und den ihn umgebenden meterhohen Mauern wirkt der nur 150 Meter unterhalb des Palasteinganges gelegene Vishnu-Tempel von außen eher wie eine Festungsanlage. Vielleicht war dies mit ein Grund dafür, dass dieser 1651 von Jagad Singh I. erbaute Tempel als einer der wenigen der Zerstörungswut Aurangzebs entging. In einer Zeit, als fast alle Tempel Nordindiens vom Mogul-Stil geprägt waren, setzten die so auf ihre Unabhängigkeit bedachten Sisodias ein Zeichen, indem sie den Jagdish-Tempel mit dem für damalige Verhältnisse enormen Kostenaufwand von 1,5 Mio. Rs in rein indo-arischem, d.h. vorislamischem Stil errichten ließen. Vor der Säulenhalle befindet sich ein Schrein mit der Abbildung eines Garudas, dem Reittier Vishnus. Im Tempelinneren wird Vishnu in Gestalt des Jagannath, des Herrn der Welt, dargestellt. Beachtenswert sind auch die Steinmetzarbeiten an den Außenwänden. Wer genau hinschaut, erkennt auch einige erotische Darstellungen.


Mitten in der Stadt befindet sich das „Haus der Freundinnen“. Dieser im 18. Jh. zwischen Rosenbeeten angelegte Park mit seinen Wasserspielen, Pavillons, Lotusteichen und lebensgroßen Steinelefanten war ein Lustgarten, in dem die Maharajas sich mit ihren Konkubinen trafen. Je nach Jahreszeit konnte sich hier der Potentat im Monsun-, Sommer-, Holi- und Regenwald vergnügen. Wenn per  Handklatschen scheinbar wie von an Geisterhand die Wasserfontänen sprudeln, so hat – ganz profan für 5 Rs – ein Parkbediensteter am Wasserhahn gedreht.

 

Am Nachmittag ist dann Erholung angesagt. Also legen wir uns an den wirklich schönen Pool in unserem Hotel.

 
 
 













Donnerstag, 4. November 2010

Am späteren Vormittag verlassen wir Udaipur Richtung Sardargarh. Da dieses Dorf nur etwa 100 km von Udaipur entfernt liegt lassen wir die Sache ruhig angehen. Sardargarh ist ein kleines Dorf mit ca. 4000 Einwohner und einem super schönen Fort das zu einem Hotel umgebaut wurde. Der Besitzer dieser Anlage führt das Hotel auch selber, das heisst man wird hier vom Maharaja persönlich empfangen. Nachdem wir unser Zimmer erhalten haben, haben wir dann einen Rundgang durch die Befestigungsanlagen des Forts gemacht. Am späteren Nachmittag haben wir es uns nicht nehmen lassen zu Fuss einen Rundgang durch das Dorf zu machen. Nach kurzer Zeit wurden wir von allen Bewohnern begutachtet da diese Gegend noch nicht von vielen Touristen besucht wird. Gegen Ende unseres Ausfluges sind wir dann in einer Marmorsägerei zum Tee eingeladen worden. Den Rest des Tages haben wir dann am Pool verbracht. Nach dem Nachtessen auf der Dachterrasse hatten wir dann noch ein längeres Gespräch mit dem Hotelbesitzer.

 

Freitag, 5. November 2010


Nach einer absolut ruhigen Nacht und einem Frühstück auf der Terrasse haben wir uns von den Leuten auf Fort Sardargarh verabschiedet. Wir können nur allen Leuten, die in diese Gegend von Indien fahren, empfehlen mindestens eine Nacht im Fort Sardargarh zu verbringen. Über Ajmer fahren wir weiter nach Pushkar. Ajmer,  dieser bedeutendste Wallfahrtsort der Muslime in Indien liegt umschlossen von kargen Bergen in einem Hochtal auf 486 m Höhe am Rande eines künstlichen Sees. Seit Jahrhunderten strömen die Pilger aus allen Teilen des Landes zum Grab eines muslimischen Heiligen, der hier im 13. Jh. gewirkt haben soll und seine letzte Ruhestätte fand. Schon die letzten Mogulherrscher Akhbar, Jehangir und Shah Jahan nahmen die beschwerliche Reise zum „Mekka Indiens“ auf sich, um am Grab des Sufi für die Erfüllung ihrer Wünsche zu beten. In den engen, verwinkelten, stets von Pilgermassen gesäumten Gassen mit ihren von muslimischen Kaufleuten geführten Geschäften fühlt man sich unversehens in eine arabische Basarstadt in Tunesien oder Marokko versetzt.  

Kennzeichnet die Altstadt Ajmers eine Atmosphäre hingebungsvoller, ja zum Teil ekstatischer Religiosität, so beeindruckt der nur 11 km entfernte, über den steil ansteigenden Schlangenpass zu erreichende uralte hinduistische Wallfahrtsort Pushkar mit seiner geruhsamen, fast schon weltentrückten Gelassenheit. Bereits in den hinduistischen Epen wird der kleine Ort um den heiligen See als Wallfahrtsort erwähnt, und Anfang des 5. Jh. berichtete der chinesische Reisende Fa Hsien von den Pilgerscharen, die hierher aus ganz Indien anreisten. Selbst die großen Mogulherrscher Akhbar und Shah Jahan sollen ihrer Pilgerreise nach Ajmer einen Besuch in Pushkar angeschlossen haben. Erst der fanatische Aurangzeb ließ fast alle der bis dahin über 100 den See säumenden Tempel zerstören. Im erzähl- und fantasiefreudigen Indien werden Name und Ursprung eines solch religionsträchtigen Ortes selbstverständlich mit einer Legende ausgeschmückt. Danach soll dem Schöpfer des Universums Brahma auf der Suche nach einem geeigneten Opferplatz eine Lotusblüte (pushkar) aus der Hand geglitten sein. An der Stelle, wo die Blüte den Boden berührte, öffnete sich eine Quelle und ließ einen See entstehen. Diesen Ort nannte er Pushkar. Zu Pushkar ist noch folgendes zu bemerken: Es gibt in der ganzen Stadt aus religiösen Gründen weder Alkohol noch Fleisch. Auch in den Hotels in denen Touristen absteigen ist das nicht möglich. Wer nicht auf sein Bier oder sein Glas Wein verzichten will, sollte das im muslimischen Ajmer vorgängig besorgen.

Samstag, 6. November 2010

Die heutige Etappe ist eine Überführungsetappe ohne Besichtigungen, denn die Fahrt nach Jaipur der Hauptstadt Rajasthans dauert neun bis zehn Stunden.

Sonntag, 7. November 2010

Rosarote Märchenpaläste, eine orientalisch anmutende Altstadt, mit Menschen und Waren überfüllte Basare, Elefanten und Kamele, die gemächlich durch die quirligen Straßen marschieren – in Jaipur ist das Klischee vom malerischen Indien- Wirklichkeit. Die Hauptstadt Rajasthans ist aufgrund der geografischen Nähe zu Delhi und einer hervorragenden touristischen Infrastruktur die nach Delhi und Agra meistbesuchte Stadt Indiens.

Palast der Winde (Hawa Mahal).

Obwohl kaum mehr als eine Fassade, hinter der sich nur ein Treppenaufgang verbirgt, gilt der Palast der Winde heute als das Wahrzeichen Jaipurs und gehört zu den meistfotografierten Gebäuden Indiens. Wie ein überdimensionaler, steinerner Fächer wirkt der Hawa Mahal, und tatsächlich hat er neben dem Aussehen auch einige Funktionen des Fächers wie die des Verbergens übernommen. Das 1799 von Maharaja Pratap Singh II. errichtete, fünfstöckige, mit 953 Nischen und Fenstern versehene Bauwerk diente einzig und allein dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf die pompösen Festumzüge zu ermöglichen, ohne selbst gesehen zu werden.

Amber. Es gibt kaum einen Besucher Jaipurs, der nicht die nur 11 km nördlich gelegene Palast-anlage von Amber besucht. Amber war für über sechs Jahrhunderte die Hauptstadt der Kachwahas, bevor sich Jai Singh II. 1727 entschloss, seine neue Residenz in Jaipur zu errichten. Für die meisten Touristen galt über viele Jahre der Ritt auf dem Rücken eines Elefanten hinauf zur Burg als eine der Hauptattraktionen Ambers. Vergessen wurde dabei, dass dies bei der sengenden Hitze für die mit bis zu vier schweren Personen beladenen Elefanten und bis zu fünf Ritten pro Tag nichts anderes als Tierquälerei war. Im November 2005 entlud sich der jahrelang ertragene Schmerz eines Elefanten, indem er einen zufällig vor ihm stehenden einheimischen Reiseleiter gegen eine Mauer schleuderte. Der Tod des Reiseleiters machte landesweit Schlagzeilen und warf ein Schlaglicht auf das Leid der Elefanten. Seither dürfen die Vierbeiner nur noch dreimal pro Tag zur Burg hinaufschnaufen und das auch nur noch mit zwei statt vier Passagieren. Daher hat nur noch jener eine Chance auf einen Elefantenritt, der bis spätestens 8 Uhr erscheint.
Kaum anschaulicher könnte das gewandelte machtpolitische Selbstbewusstsein der Rajputen nach dem durch Aurangzebs Tod eingeleiteten Niedergang der Mogulherrschaft zutage treten als beim Vergleich zwischen dem alten Palast der Kachwahas in Amber und dem neuen, von Udai Singh errichteten in Jaipur. Nun hatte man es nicht mehr nötig, seine Palastanlagen auf einem Bergrücken zu erbauen, sondern konnte sich in der Ebene ansiedeln. Nicht mehr der festungsartige, wehrhafte Unterbau, sondern das ebenerdige Nebeneinander der einzelnen Gebäudeteile kennzeichnete von nun an alle neuerbauten Rajputenpaläste. Dabei zeigt sich, wie geschmacksbildend der Mogulstil nach über fünfhundertjähriger Fremdherrschaft auf die Maharajas gewirkt hatte. Darüber hinaus vermittelt der Rundgang durch die verschiedenen Räume, Hallen, Säle und Innenhöfe des Stadtpalastes von Jaipur einen lebhaften Eindruck vom legendären Reichtum der Herrscherfamilien Rajasthans.
 



























Freiluftobservatorium (Jantar Mantar)

Von den insgesamt fünf von Udai Singh errichteten Observatorien ist dieses zwischen 1728 und 1734 erbaute, im Jahr 1901 restaurierte, das beeindruckendste. Es gilt zudem als das größte steinerne Observatorium der Erde. Einen seltsam faszinierenden Eindruck vermitteln die einzelnen, verstreut liegenden kubischen Konstruktionen, erscheinen sie doch futuristisch und archaisch zugleich. Überhaupt ist der von der Anlage ausgehende ästhetische Reiz weitaus höher einzuschätzen als der wissenschaftliche Wert der meisten aus Marmor und Sandstein gefertigten Messinstrumente. So fusste ein grundsätzlicher Konstruktionsfehler in der fälschlichen Annahme, dass mit der Größe der Geräte auch deren Messgenauigkeit zunehmen würde. Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall, wie sich vor allem beim größten Instrument der Anlage, der über 30 Meter hohen Sonnenuhr, zeigte, da deren Schatten zu weit und dementsprechend ungenau gestreut wird.


Montag, 8. November 2010

Heute geht es früh los. Wir fahren bis zum Ranthambore Nationalpark. Nach der Ankunft müssen wir sofort das Zimmer beziehen, denn unser Jeep für die erste Pirschfahrt im Nationalpark ist schon zum Hotel unterwegs.

In seltener Einmütigkeit zählen Naturliebhaber diesen 1957 gegründeten Nationalpark zu einem der schönsten Indiens. Der ehemals nur 392 km2 große Wildpark wurde später auf 1.300 km2 erweitert, um den Lebensraum des Tigers zu vergrößern. Die geologische Prägung der 275 km2 großen Kernzone des Schutzgebietes mit ihren schroffen Felswänden und steilen Hängen haben die Wildnis in Ranthambore über Jahrhunderte vor einer Umwandlung in Ackerland bewahrt. So konnte sich im von kleinen, krokodilbevölkerten Flüssen und Seen  durchzogenen Park eine wunderschöne Naturoase entwickeln, die eine einzigartige Faszination ausstrahlt. Ranthambore wurde als einer der ersten Nationalparks dem Project Tiger angeschlossen, wobei die Parkverwaltung konsequenter als irgendwo sonst den speziellen Lebensbedürfnissen dieser scheuen Wildkatzen Rechnung trug. Seit dem landesweit Aufsehen erweckenden Skandal im Jahr 2006 wegen gefälschter Zahlen der Tigerpopulation schätzt man die Tigerpopulation in Ranthambore auf nur noch 20 Tiere. Dementsprechend gering sind die Chancen, einen Tiger zu Gesicht zu bekommen. Nichtsdestotrotz lohnt Ranthambore wie kaum ein anderer Nationalpark einen Besuch, ist es doch gerade die Vielfältigkeit von Natureindrücken und verfallenden Gebäuden, die den besonderen Charme von Ranthambore ausmacht. Besonders häufig sind die Sambarhirsche als  Hauptbeutetiere des Tigers zu beobachten. Weitere in Ranthambore anzutreffende Säugetiere sind die indischen Gazellen, Chinkaras, Schakale und Antilopen. Äußerst selten werden Streifenhyänen und Leoparden gesichtet. Darüber hinaus haben über 270 Vogelarten das Gebiet zu ihrer Heimat gemacht. Neben Geiern und Adlern zählen Zugvögel wie der Schwarzstorch, die Streifengans und der Fischadler zu den meistgesehenen Arten. Entgegen aller Unkenrufe haben wir das grosse Glück auf unserer ersten Pirschfahrt einen freilebenden Tiger zu sehen.

 
 
 
 
 

Dienstag, 9. November 2010

Für heute sind noch einmal zwei Fahrten in den Ranthambore NP auf dem Programm. Das Wetter hat sich merklich verschlechtert, und am frühen Morgen regnet es. Um 10.00 Uhr fahren wir trotz leichtem Regen noch einmal in den Park. Beim Eingang angekommen, hört der Regen dann auch noch auf und wir können die vierstündige Fahrt geniessen. Zu unserer grossen Freude sehen wir auch auf dieser Fahrt einen Tiger. Auf den Bildern ist gut zu erkennen, dass der eine Tiger ein Halsband mit Sender trägt und der andere nicht. Kaum im Hotel zurück beginnt es wieder zu regnen, oder besser gesagt zu schütten. Nachdem wir so viel Glück mit den Tigern hatten, lassen wir die dritte und letzte Fahrt aus. Der Entscheid nicht in den Park zu fahren hat sich als richtig erwiesen, hat es doch den ganzen Nachmittag nur geregnet.

Mittwoch 10. November 2010

Auf dem Weg zum absoluten Höhepunkt unserer Reise machen wir noch Halt im Keoladeo-Ghana Nationalpark. Das Gebiet des 29 km2 großen Nationalparks liegt in einer natürlichen Senke, die sich während der Monsunzeit im Sommer mit Wasser füllt. So sammelten sich hier seit jeher Wasservögel. Heute zählt es zu den bedeutendsten Vogelschutzgebieten der Erde. Etwa 370 Vogelarten wurden bisher in Bharatpur beobachtet, davon allein über 100 Zugvogelarten aus nordasiatischen Gebieten wie Japan und Sibirien. Speziell in den Wintermonaten November bis Mai und während der Brutzeit in den Monsunmonaten von Juli bis Mitte September sind die beiden großen seichten Seen mit den kleinen Bauminseln in der Mitte des Parks Heimatstätte von Zehntausenden von Kormoranen, Reihern, Fasanen. Löfflern, Gänsen, Adlern, Enten und Störchen sowie unzähligen andern Vogelarten. Wenn man weiß, dass allein die über 2.000 Störche täglich etwa fünf Tonnen Futter benötigen, erstaunt es immer wieder, welch enorme Fischmenge die seichten Gewässer in sich bergen.

 
 

Vom Vogelpark fahren wir weiter Richtung Agra. Kurz vor Agra besuchen wir die verlassene Stadt Fatehpur Sikri. Glaubt man der Legende, kam Akhbar nach Sikri, um bei dem oberhalb der Ortschaft auf einem Felsen lebenden Heiligen Shaikh Salim Chisti um den Segen für die Geburt eines männlichen Nachfolgers zu bitten. Nachdem sein Wunsch in Erfüllung gegangen war, erkor er die Einsiedelei des Sufis zum Standort einer neuen Hauptstadt des Mogul-Reiches. Die Bauarbeiten begannen 1571 zunächst mit der Errichtung der 10 km langen Stadtmauer. Die Moschee wurde auf dem höchsten Punkt des Felsens errichtet. Nach einem erfolgreichen Feldzug in Gujarat benannte Akhbar die neue Hauptstadt in Fatehpur („Stadt des Sieges“) um. Doch ebenso abrupt wie die Geschichte Fatehpur Sikns 1571 begonnen hatte, endete sie kaum 15 Jahre später auch wieder. Als Akhbar für mehrere Jahre als oberster Feldherr unterwegs war und die von Anfang an problematische Wasserversorgung endgültig zusammenbrach, verließ der Hofstaat das ehrgeizige Projekt und verlegte sich nach Lahore im heutigen Pakistan. 1619 kehrte Akhbars Sohn Jehangir noch einmal für wenige Monate nach Fatehpur zurück, um einer in Agra grassierenden Pest zu entfliehen. Und dessen Sohn besuchte mehrfach das Grabmal des Heiligen. Mit dem Niedergang des Mogulreiches geriet Fatehpur Sikri endgültig in Vergessenheit. Nur die Bewohner der unterhalb der Anlage liegenden Ortschaft zogen noch Nutzen aus der Geisterstadt, indem sie die Gebäude als willkommenen Steinbruch für ihre eigenen Häuser zweckentfremdeten. Nach einem langen und eindrücklichen Tag erreichen wir Agra erst bei Nacht. Nach einem super Nachtessen (das Essen war überall sehr gut nur hier gab es das erste Mal seit drei Wochen Rindfleisch und nicht Lamm oder Huhn) sind wir mit grosser Erwartung schlafen gegangen, denn morgen werden wir vor dem Taj Mahal stehen.
 

Donnerstag, 11. November 2010
















Die Spannung steigt ins unermessliche. Wann geht es endlich los? Wo bleiben Govind und der Fahrer. Pünktlich wie immer fahren die Beiden im Hotel vor und nun geht es los. Vom Parkplatz für Benzin- oder Dieselbetriebene Fahrzeuge fahren wir mit einem Elektromobil zum Eingangstor. Nach dem Sicherheitscheck betreten wir die grosszügige Anlage von Taj Mahal. Das Taj ist nicht nur das meistbesuchte Bauwerk Indiens, sondern eines der beeindruckendsten der Erde überhaupt. Der fast schon magische Eindruck schwebender Leichtigkeit, die dieses im Grunde so kolossale Monument aus weißem Marmor ausstrahlt, hat viele Betrachter zu lyrischen Vergleichen animiert. „Denkmal unvergänglicher Liebe“ ist dabei der wohl meistverwendete. Er bezieht sich auf Shah Jahan, der das Monument in Erinnerung an seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal („die Erwählte des Palastes“) erbauen ließ, nachdem diese im Alter von 38 Jahren bei der Geburt ihres 14. Kindes verstarb. Insgesamt 20.000 Arbeiter benötigten 22 Jahre, um diese Liebeserklärung aus Marmor 653 fertigzustellen. Obwohl immer wieder europäische Architekten, vor allem aus Frankreich und Italien, als Baumeister angeführt wurden, geht man inzwischen davon aus, dass Shah Jahan selbst als Hauptarchitekt fungierte.

 

Die enormen Kosten, die der Bau verschlang, waren für Shah Jahans machthungrigen Sohn Aurangzeb ein willkommener Anlass, um den Sturz seines Vaters zu legitimieren. Während sich Aurangzeb im Laufe seiner fünfzigjährigen Herrschaft durch seinen fanatischen Feldzug gegen hinduistische Heiligtümer einen wenig glorreichen Nachruf verschaffte, musste sich sein im Roten Fort gefangen gehaltener Vater für die letzten acht Jahre seines Lebens mit dem Blick auf das Taj begnügen.

 
Agra Fort (Rotes Fort).
Während das Taj Mahal den Höhepunkt muslimischer Baukunst in Indien darstellt, repräsentiert das nur 2 km westlich in einer Biegung des Yamuna gelegene Fort wie kaum ein weites Bauwerk die uneingeschränkte Machtfülle der Mogulherrscher im 16. Und 17. Jahrhundert. Gewaltige Ausmaße besitzen allein schon die über zwanzig Meter hohen, zwölf Meter dicken, von einem Wassergraben umgebenen Doppelmauern, die auf einer Länge von 2,5 km die Festungsanlage umschließen. Der Eindruck einer gigantischen Trutzburg spiegelt die Situation Mitte des 16. Jh. wieder. Zu jener Zeit, als Akhbar, der bedeutendste aller Mogulherrscher, mit dem Bau des Forts begann, stand die später uneingeschränkte Macht der Moguln noch auf äußerst wackeligen Beinen. So lag das Hauptaugenmerk der islamischen Eroberer beim Bau ihrer neuen Residenz ganz zwangsläufig auf der Absicherung gegenüber der hinduistischen Bevölkerungsmehrheit. Da wir an den beiden Orten so viel Zeit für die Besichtigungen brauchten haben wir den Besuch des Itimad-du-Daula auf Morgen verschoben.
 
















Freitag, 12. November 2010

Itimad-du-Daula. Viele Indien-Touristen mit begrenzter Zeit sehen von Agra nur das Taj Mahal und das Rote Fort, bevor sie nach Jaipur oder Delhi weiterhetzen. Dabei entgeht ihnen mit dem Itimad-du-Daula ein Juwel islamischer Architektur in Indien. Mit seinen filigranen Marmorintarsien übertrifft dieses ausserhalb Indiens gänzlich unbekannte Bauwerk die Qualität des weltberühmten Tai bei weitem und ist ein Muss für jeden Agra-Besucher. 3 km nordöstlich des Forts auf der anderen Seite des Yamuna befindet sich dieses kleine quadratische Mausoleum, weiches trotz seines ganz unverwechselbaren Äußeren deutliche Parallelen zum Taj Mahal erkennen lässt. Erbauen liess es die Frau Jehangirs, Nur Jahan („Licht der Welt“), für ihren Vater Mirza Ghiyas Beg, der unter seinem Schwiegervater eine steile politische Kariere durchlief, die ihn sogar zum Premierminister aufsteigen ließ. Als Anerkennung seiner Verdienste trug er den Titel Itimad-du-Daula („Säule des Staates“). Das in einem 165 m2 großen, noch von Ghiyas Beg zu seinen Lebzeiten angelegten Garten errichtete Grabmal spiegelt seine Staatstragende Bedeutung gebührend wieder. Dieses erste gänzlich aus Marmor errichtete Mogul-Gebäude besticht vor allem durch seine filigranen Einlegearbeiten in derselben Pietra-dura-Technik, die zehn Jahre später beim Taj Mahal verwendet wurde. Jeder Zentimeter ist mit stilisierten Blumen, Weinkrügen und geometrischen Mustern verziert, sodass man den Eindruck gewinnt, der Marmor diene nur als Einfassung für die Halbedelsteine. Die 1628 nach sechsjähriger Bauzeit fertig gestellte Grabanlage vermittelt den Eindruck, als habe man zunächst die Grundstruktur des Taj Mahal in kleinem Rahmen erproben wollen, bevor man schließlich nach gelungener Generalprobe das Meisterwerk anging. Abgesehen von den wesentlich kleineren Ausmaßen liegt der Hauptunterschied in dem statt der Zwiebelkuppel als Aufsatz verwendeten quadratischen Pavillon, der von einem Bengaldach abgeschlossen wird. Dort befindet sich auch der Kenotaph des Verstorbenen und seiner Frau. Die eigentlichen Sarkophage aus orange-gelblichem Marmor finden sich in der zentralen Kammer im Erdgeschoss. Neben den schön verzierten Marmorböden gibt das von außen durch die kunstvoll durchbrochenen Marmorfenster einfallende Licht dem Raum seine sakrale Atmosphäre. Hat man das eigentliche Grabmal besichtigt, lohnt noch der Gang zum Yamuna-Ufer, von wo sich ein hübscher Blick auf das im Dunst liegende Rote Fort bietet.  

Nun wird es aber Zeit, dass wir uns auf den Weg nach Delhi machen. In Delhi angekommen begeben wir uns zum Abschiedsdinner. Da Govind keinen Platz im Zug bekommen hat um nach Hause zu fahren können wir auch den letzten Abend noch zusammen verbringen. Nach dem Essen bringen wir Govind noch zum Busbahnhof und fahren von da zum Flughafen. Einchecken, Passkontrolle und schon sitzen wir in der Lounge und trinken etwas bis unser Flug aufgerufen wird. Wir fliegen pünktlich aus Delhi weg und hoffen, dass wir somit auch pünktlich in Zürich landen werden.

Samstag, 13. November 2010

Pünktlich landen wir in Zürich-Kloten. Da am heutigen Morgen nicht so viele Leute unterwegs sind funktioniert das mit der Passkontrolle sehr gut. Auch kommt unser Gepäck innert kürzester Frist und schon sind wir im Taxi unterwegs nach Hause. Zu Hause kommt dann das was immer nach so einer Reise kommt: Wäsche waschen, einkaufen, Post holen, schlafen und schon ist der Samstag wieder vorbei.

Dank:

Zum Schluss möchte ich mich noch ganz herzlich bei folgenden Leuten bedanken:
Bei Lydia die ein weiteres Mal so eine Reise mitgemacht hat.
Bei Ahmed vom Reisebüro Ferienplan in Affoltern am Albis für die super Organisation.
Bei Govind der uns mit seinem Wissen seine Heimat Rajasthan näher gebracht hat.
Bei unseren Fahrern die uns Unfallfrei durch Rajasthan, Delhi und Agra gefahren haben.
Dharitri und Mahipal für das interessante Gespräch auf Sardargarh Fort